






Prag, das magische Labyrinth, mag es paradox und wird wahrscheinlich gerade deshalb von seinen 1,2 Millionen Einwohnern so heiß geliebt. Man könnte es auch als ,,kafkaesk“ beschreiben, und welche Stadt wäre für diese Bezeichnungbesser geeignet als Prag? Aber auch die jüngeren Manifestationen des 20. Jahrhunderts verdienen Beachtung, selbst wenn sie weniger berühmt sind. Bevor Prag unter sowjetische Herrschaft geriet, erlebte es beispielsweise eine kurze, aber intensive Periode architektonischer Kreativität, in der sich nach der Sezession, der funktionalistisch interpretierten Prager Version des Jugendstils, ein avantgardistisch-kubistischer Baustil entwickelte. In erster Linie war dies der Verdienst tschechischer Architekten, die aus der Wiener Otto-Wagner-Schule hervorgingen, von Adolf Loos, der eine außergewöhnliche Villa im Stadtteil Stresovice entwarf, und von Oldrich Tyl und Josef Fuchs, den Architekten des futuristischen Messepalastes, dem sogar Le Corbusier 1928 Bewunderung zollte. Heute ist darin das für moderne und zeitgenössische Kunst untergebracht.
Für viele ist Prag – das schöne, berühmte Prag – gleichbedeutend mit dem prächtigen Barockstil des Malá Strana, dem malerischen Künstlerviertel, mit der Karls-Universität und mit der herausragenden Bibliothek des Klementinums. Es ist aber auch die Stadt der Gotik, wie sie in Staré Mesto vorherrscht, der Altstadt“ rund um den Platz Starometské Námestí, der von dem eindrucksvollen Rathausturm aus dem 14. Jahrhundert dominiert wird. Und nicht zuletzt sind Prag und seine Geschichte untrennbar mit den herrlichen Statuen auf der Karlsbrücke verknüpft, der schönsten Brücke der Stadt.
Interessanterweise entsteht jedoch die architektonische Harmonie, die Prag zu einer der faszinierendsten Hauptstädte Europas und der ganzen Welt macht, durch das unbekümmerte Vermischen aller möglichen Stilrichtungen, wie es Künstler und Architekten in der Vergangenheit immer wieder praktizierten.
So gelang es beispielsweise Johann Blasius Santini Aichel im 18. Jahrhundert immer wieder, bei Renovierungsarbeiten an älteren Häusern im Staré Mesto, aber auch bei Neubauten Gotik und Rokoko miteinander zu verschmelzen, was ihm viele Jahre nach seinem Tod noch den Namenszusatz ,,der Gaudí des 18. Jahrhunderts“ einbrachte. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Stadt von einer neogotischen Strömung überschwemmt, die in Erinnerungen an die Zeit schwelgte, als Prag unter der Herrschaft Karls IV., dem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, von 1346 bis 1378 eine Blütezeit erlebte. Aus diesem Grund erhebt sich die St. – Vitus Kathedrale auch im dramatisch wirken den gotischen“ Stil (der größte Teil der Kirche wurde erst nach 1871 erbaut) auf einem Hügel am linken Moldau-Ufer. Sie gehört zum Prager Hradschin (Hradčany), der 260 000 m² großen Burganlage, die als Wahrzeichen Prags gilt. Der Hradschin selbst wurde zwischen 1928 und 1932 nach 40 Besitzern und 30 Plünderungen bzw. Bränden komplett renoviert und. neu gestaltet.