Hochzeit Anke und Christian

Rede des Brautvaters zur Hochzeit Anke und Christian am 08.09.2007
Liebes Brautpaar, verehrte Festgäste,
bei der Vorbereitung diese Rede fiel mir ein Film ein, den die meisten von Ihnen wahrscheinlich kennen: Vater der Braut.
Er handelt vom besorgten Vater George Banks, dem seine Tochte Annie offenbart, sie hätte den Mann fürs Leben gefunden und wolle heiraten.
Er wurde 1991 mit Steve Martin und Diane Keaton in den Hauptrollen als Remake des Films aus dem Jahr 1950 mit Spencer Tracy und Elizabeth Taylor verfilmt und ist eine Komödie, in der zum größeren Teil typisch amerikanische Sitten und Gebräuche auf die Schippe genommen werden, er gibt jedoch auch Einblicke in die Psychologie einer Vater/Tochter-Beziehung und der Annäherung an den künftigen Schwiegersohn .
Wie sieht nun die Realität aus?
Zunächst der Ort unserer Feier, der sich aus meiner Sicht wohltuend vom Garten einer Vorstadt-Villa in Kalifornien abhebt. Hier gibt es Bodenständiges und so will unser Brautpaar – glaube ich – auch sein. So sind auch die beiden wichtigsten Orte im Leben unseres Brautpaares berücksichtigt, in der Kirche waren wir in Nellingen, jetzt im Lamm in Scharnhausen, für viele Gelegenheiten eine Institution.
Und das Vater/Tochter-Verhältnis?
Es ist schon was dran, das für Eltern die Partner ihrer Kinder nicht gut genug sein können, erst recht für einen Vater, wenn er seine „Lieblingstochter“ hergeben soll. (Sie brauchen keine Angst zu haben, dass sich unsere andere Tochter zurückgesetzt fühlt, es ist eine Art Sattelgewicht, um die Sandwitchposition des mittleren Kindes auszugleichen)
Andererseits wurde uns schon bei Deiner Taufe, liebe Anke, von Pfarrer Michelfelder, der auch der Konfirmator Deiner Mutter war, mit auf den Weg gegeben, dass Kinder Leihgaben Gottes und nicht das Eigentum der Eltern sind.
Wir haben daher versucht, unsere Erziehung so anzulegen, dass sich unsere Kinder von uns emanzipieren können. Unser Sohn durfte schon mit knapp 11 Jahren alleine zur Skifreizeit fahren (ich gebe zu wir haben erst hinterher erfahren, dass es dort gar keine Kinderbetreuung gab) und Du, Anke, hast Deinen Ablösungsprozess spätestens mit Eintritt in die von Dir so geliebte Sommerlagerarbeit eingeleitet. Später, im Internat ihrer Fachschule, kam es auch nur einmal zu einem Rückholwunsch und den haben wir nicht erfüllt, denn wir wollten nicht nur aus praktischen Gründen Dir eine tägliche Hin- und Herfahrt zwischen Reutlingen und Scharnhausen ersparen und ich glaube, die Zeit dort hat Dir gut getan.
War ich nun ansonsten dem George in dem zitierten Film ähnlich? Natürlich steckt immer etwas Realitiät in solchen aus dramaturgischen Gründen übertriebenen Charakterisierungen
Wie war meine Annäherung an den Schwiegersohn?
Ich kann mich noch genau an den Tag erinnern und sehe die Szene tatsächlich wie lebendig vor meinem geistigen Auge, als meine Frau und ich zum Helfen in der gerade bezogenen neuen Wohnung von Anke angekommen waren und kurz nach uns ein junger Mann namens Christian auftrat und wir dann gemeinsam wie ein lange eingespieltes Team einen Schrank zusammen gebaut haben. Wir haben seither noch einiges montiert, demontiert und transportiert und jedes Mal war ich von der Zusammenarbeit begeistert.
Nachdem ich bereits in den ersten Gesprächen eine gewisse geistige Verwandtschaft zwischen mir und meinem Schwiegersohn feststellen konnte, war der seltene Fall eingetreten, dass wir einerseits unsere emanzipatorischen Ziele erreicht hatten, dass unsere Tochter sich selbstbewusst für ihn entschieden hatte, andererseits für mich sofort klar war, dass Dinge, für die Anke bisher den Vater als erste Wahl hatte, jetzt nahtlos gut von dem übernommen werden konnten, der ihre Lebenspartnerwahl war.
Auch die weitere Familienzusammenführung hat gut geklappt. Ich habe, einer alten eigenen Familientradition folgend, am 30. Geburtstag von Anke gleich für die beiden Rothe-Brüder, unseren Christian und Angelas damaligem Freund Achim einen „Schwagerverein“ gegründet. Das ist bildlich dokumentiert und zur Zeit in der Vermarktung für die Bierwerbung. (Warum eigentlich im Zeitalter der Emanzipation keinen Schwägerinnenverein?)
Und last but not least: Liebe Ursel, ich hatte von Anfang an den Eindruck, dass Du Dich mit deiner Schwiegertochter gut verstehst und Dich auch sehr über die Heirat freust. Schade ist nur, dass Dein lieber Mann, Euer Vater, den heutigen Tag nicht mehr miterleben durfte, aber wir wollen ihn in Gedanken bei uns haben und wer weiß, ob er nicht schmunzelnd und wohl zufrieden uns jetzt zuhören kann.
Was wünschen wir Euch nun für Euren weiteren gemeinsamen Lebensweg?
Bei der Hochzeit meines besten Freundes – er ist mit seiner Frau heute auch anwesend – hat der Pfarrer in der Ansprache dem Brautpaar gewünscht, dass es nicht der schönste Tag ihres Lebens sein soll.
Dem wollen wir uns anschließen, denn es wäre ja traurig, wenn es nie mehr einen so schönen Tag wie heute geben würde. Wir wünschen Euch vielmehr, dass dies der Start für einen spannenden Lebensweg mit noch möglichst vielen Glücksmomenten und dem Erreichen vieler Eurer Ziele ist und Ihr aus dieser schönen Festwoche und natürlich Eurer Liebe immer wieder die Kraft dafür schöpfen könnt.
Sören Kierkegaard, dänischer Philosoph und Theologe hat es so ausgedrückt: „Die Ehe ist und bleibt die wichtigste Entdeckungsreise, die der Mensch unternehmen kann.“
Übrigens:
Es gibt eine Fortsetzung des Films: Vater der Braut 2 mit dem Untertitel ein Geschenk des Himmels, dreimal dürfen Sie raten, wer oder was das Geschenk ist.
Ich möchte nun alle Anwesenden bitten, mit mir gemeinsam das Glas zu erheben und auf das Brautpaar anzustoßen.
Das Brautpaar, es lebe Hoch, Hoch, Hoch.
Polterabend






Standesamtliche Trauung

Die Braut die sich traut













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