Südafrika 2011

Rundreise März 2011

Fangen wır mit Johannesburgs Weltrekorden an:

Es ist mit einer Fläche von 2 500 km? eine der ausuferndsten Städte der Welt und ruht auf eınem Plateau 1 700 m über dem Meeresspiegel. Hier schlägt das Herz der südafrikanischen Wirtschaft und dies macht es zu einer der reichsten Städte des Kontinents. Johannesburg ist außerdem dıe am schnellsten gewachsene Stadt. Sie wuchs seit 1889, als man dort Gold fand, von einem winzigen Nest mit ein paar Hütten zu einer völlig überbevölkerten Stadt heran. Man muss aber auch erwähnen, dass Johannesburg leider auch die gewalttätigste Stadt der Welt ist: 5000 Morde werden dort pro Jahr verübt, sowie unzählige Vergewaltigungen, Diebstähle und Einbrüche.

Außerdem weiß niemand, wie viele Menschen in Johannesburg leben. Offizielle Zahlen sprechen von 5 Millionen, aber die Verwaltung (die weit davon entfernt ist, das gesamte Territorium in den Griff zu bekommen) hält es für realistischer, diese Zahl mindestens zu verdreifachen. Johannesburg sieht auch nicht aus wie eine Stadt. Verschiedenen Gebiete, die man keinesfalls mehr als Stadtteile bezeichnen kann, werden durch weite Abschnitte unbebauten Landes voller Goldminenkrater voneinander getrennt. Noch erstaunlicher ist jedoch (allerdings nur fur Ausländer, nicht für die Südafrikaner), dass diese Gebiete nicht miteinander kommunizieren. Zwar wurde die Apartheid vor etlichen Jahren abgeschafft, aber inzwischen etablierte sich eine neue Form der Separation, die auf Wohlstand basiert. Die wohlhabenden Bezirke – insbesondere das Villenviertel Rosebank – werden von ganzen Armeen privater Sicherheitsdienste beschützt. Im Gegensatz dazu nehmen die Leute aus den ärmeren Gegenden, die hauptsächlich von schwarzen Afrikanern bewohnt werden, dıe Gerechtigkeit selbst in die Hand.

Der ehemalige Stadtteil Sandton avancierte zum neuen Fınanzzentrum von Johannesburg. Im Jahr 2001 wurden in dieser Gegend der eleganten Wolkenkratzer, der Fünf-Sterne-Luxushotels und der teuren Einkaufszentren 7.000 internationale Delegierte des Wehgipfels willkommen geheißen. Newtown wurde in ein Zentrum zur Entwicklung von Kunst und Kultur umgestaltet. Auch das Afrıkamuseum und der Market Theatre befinden sich dort.

Hıllbrow war wahrend der Sıebzigerund Achtzigerjahre das Zentrum von Johannesburg Seine Ausrichtung kann man als vertikal bezeichnen, wobeı dıe Städteplaner das Konzept eınes “Afrikanıschen Manhattan” verfolgten Heute werden dıe ehemals modernen Bürogebäude und Wohnungen immer mehr von ıllegalen Einwanderern aus ganz Afrika „übernommen”, Das Viertel wird als „Little Lagos” bezeichnet, weil dort die nigerianische Mafia herrscht und die gesamte Wirtschaft sich dort auf den Verkauf von Drogen und Waffen stützt. Direkt neben Hıllbrow erhebt sich der mit 269 Metern höchste Turm der Stadt, der JG Striidom Tower. Doch wer den Ausblick von dort aus genießen wıll, muss sich erst durch den städtischen Dschungel kämpfen. Dennoch investiert die Regierung, um den nahe gelegenen Bezirk Braamfontain ebenso wie das Gebiet Old Fort (1895), wo sich auch das Verfassungsgericht befindet, „aufzuräumen“.

Paradoxerweise wirkt Soweto – oder zumindest einige seiner Gebiete – einladender. In dieser ‚Stadt in der Stadt” leben geschätzt etwa 4 Millionen Menschen. Der Name ist eine Abkürzung für South Western Township und es handelt sich hierbei um das größte, berühmteste und dynamischste der sechs schwarzen Ghettos von Johannesburg. In Soweto begann 1976 die Revolution gegen die Apartheid und dort wurde auch der African National Congress, mit Nelson Mandela als Anführer, gegründet. Abgesehen von einem Meer aus glänzenden Wellblechhütten gibt es dort ein Museum, das den langen Weg der schwarzen Südafrikaner in die Freiheit, sowie Bereiche für Kunst, Musik und Theater zeigt. Sogar eine reiche” Nachbarschaft hat sich dort etabliert: Orlando, das auch den Spitznamen „Beverly Hills” trägt. Soweto hält übrigens noch einen Weltrekord von Johannesburg: Vilikazi Street ıst die einzige Straße der Welt, in der gleich zwei Nobelpreisträger wohnten, Nelson Mandela und Erzbischof Desmond Tutu.

Das Carlton Centre ist ein Wolkenkratzer in Johannesburg, Südafrika. Es steht in der Commissioner Street und war nach seinem Bau 1973 mit 223 Metern das höchste Gebäude der südlichen Hemisphäre.

Bis 2019 war das Carlton Centre der höchste Wolkenkratzer Afrikas. Höher ist heute das Hochhaus The Leonardo in Sandton. Das Carlton Centre ist außerdem nach dem Telkom Joburg Tower und dem Sentech Tower Südafrikas vierthöchstes Bauwerk.

In der obersten Etage, der 50., befindet sich die Aussichtsplattform The Top of Africa, die einen Rundblick über Johannesburg bietet. Bei einer Meereshöhe von Johannesburg von 1753 Metern befindet sich die Plattform auf fast 2000 Meter über dem Meer.

Das Carlton Centre wurde 1999 für 33 Millionen Rand verkauft, nachdem es zwei Jahre lang angeboten worden war. Heute beherbergt es den Firmensitz von Transnet, der halbstaatlichen südafrikanischen Eisenbahngesellschaft. In den unteren Etagen befindet sich ein Einkaufszentrum mit über 180 Läden sowie einer Eislaufhalle.

Kapstadt

Das stattlichste Ding und das schönste Kap, das wir während unserer gesamten Weltumsegelung sahen“. So beschrieb Sir Francis Drake das Kap der Guten Hoffnung, das er 1580 umrundete, etwa 100 Jahre nachdem es der Portugiese Bartolomeo Diaz entdeckt hatte. Es macht kaum etwas aus, dass der Ort, an dem der Atlantik auf den Indischen Ozean trifft, sich eigentlich 150 km weiter im Süden, am weniger poetischen Kap Agulhas befindet. Das Kap der Guten Hoffnung ging in die Geschichtsbücher ein und wurde die Heimat der ersten „europäischen” Stadt von Südafrika: Kapstadt (Cape Town). Seine Lage macht es zu einer der schönsten Städte der Welt. Von herrlichen Stränden und kleinen Felseninseln gesäumt, an denen die Wale vorüberziehen, wird es vom Tafelberg dominiert, einem 1 000m hohen, abgeflachten Berg, der stets von Wolken umgeben ist (die Einheimischen nennen sie „Tafeltuch”). Kapstadt wurde von den Holländern gegründet, die am 6. April 1652 in der Tafelbucht vor Anker gingen. Ihr kulturelles Erbe verdankt die Stadt allerdings zu gleichen Teilen den portugiesischen, englischen, französischen, malaiischen und indischen Einwanderern, wobei man auch nicht die Ureinwohner vergessen darf, insbesondere die San und die verschiedenen Bantu-Stämme. Auch während der dunklen Jahre der Apartheid war es diese uralte, miteinander verschmolzene Kultur, die zumindest Teile Kapstadts vor dem Blutvergießen und den Unruhen bewahrte.

Die Townships, die zum größten Teil von Schwarzen bewohnt werden und sich kilometerlang nördlich des Stadtzentrums erstrecken, sind hier zu friedlichen Touristenattraktionen geworden. Die ganze Stadt scheint ein Gleichgewicht zwischen Altem Europa und Afrika gefunden zu haben und zeigt sich ambitioniert, Modernität im amerikanischen Stil zu erlangen. Das offensichtlichste Anzeichen für diese „Amerikanisierung“

ist die Victoria & Alfred Waterfront, das bedeutendste Stadtplanungsprojekt der letzten Jahre. Es beinhaltet die Umgestaltung des Hafens in eine quirlige Promenade mit schönen Läden und vielen Unterhaltungsmöglichkeiten. Direkt gegenüber von dem alten Gebäude der Hafenbehörde – im neogotischen Stil erbaut und heute rot gestrichen – stechen Katamarane zur nahe gelegenen Robben Island in See. Dort befindet sich das Gefängnis, in dem Nelson Mandela fast zwanzig Jahre seines Lebens verbringen musste und das mittlerweile von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde.

Besucher von Kapstadt müssen zunächst die neuesten Gebäude der Stadt hinter sich lassen, ehe sie Hinweise auf seine Geschichte finden, wie z.B. das Fort of Good Hope, das die Holländer von 1666 bis 1679 nach den Prinzipien des berühmten französischen Militäringenieurs und Architekten Marshal Vauban (1633-1707) errichteten. Oder die Ruinen der Groote Kerk aus dem 18. Jahrhundert, der ersten holländischen Reformistenkirche Südafrikas. Etwas deutlicher ist der britische Einfluss spürbar. Viele öffentliche Gebäude stammen aus der Zeit Ende des 19. Jahrhunderts, wie das neoklassizistische Rathaus oder die anglikanische Kathedrale (1902), die weniger wegen ihrer Architektur berühmt ist, sondern wegen der Tatsache, dass Nobelpreisträger Erzbischof Desmond Tutu dort predigte. Auch die Wohngebiete haben ihre historische Atmosphäre bewahrt.

Eines der schönsten ist Bo-Kaap, wo malaiische Muslime in bunt gestrichenen Häusern im holländischen Stil leben. In der Nachbarschaft befindet sich einer der ergreifendsten Orte der Stadt, das District Six Museum. Dort wird die Geschichte eines Stadtteils erzählt, in dem Schwarze, Weiße, Asiaten, Juden und Muslime in Frieden nebeneinander lebten. So ein Ort war typisch für Kapstadt. Und darüber ärgerten sich die weißen Herrscher so schr, dass sie 1966 das gesamte Viertel von Bulldozern einebnen ließen. Nachdem nun der Alptraum der Rassentrennung vorüber ist, soll District Six als Warnung erhalten bleiben.