Budapest

Budapest 2005 

Das edle Buda erhebt sich auf einem Hügel am rechten Ufer der Donau. Die geschäftige Stadt Pest erstreckt sich in der Ebene auf der linken Uferseite. Budapest hat 2 Millionen Einwohner und besteht nicht nur aus Buda und Pest, sondern auch aus der römischen Originalsiedlung Aquincum, dem heutigen Óbuda. Der zusammengesetzte Name der Stadt enthüllt ihre zwei gegensätzlichen Seelen, die auch die zunehmende Globalisierung nicht einen konnte.

Buda und Pest ,begegneten“ sich erst 1848, als die Kettenbrücke (Széchenyi Lánchid) eröffnet wurde. Wenige Jahre zuvor war Graf István Széchenyi in Pest gelandet und hatte keinen Weg gefunden, die Donau zu überqueren, um am Begräbnis seines Vaters teilzunehmen. Nach diesem bedauerlichen Zwischenfall finanzierte der Graf den Bau der Kettenbrücke. Sie ist ein Entwurf des Briten William Tierney Clark und wurde bald zum Wahrzeichen der beiden Städte, die1873 offiziell zu Budapest vereinigt wurden.

Auch wenn das ungarisch-österreichische Reich damals bereits an Macht verlor, entwickelte sich Budapest schnell zu einer prachtvollen Stadt, die sich 1896 auf die Tausendjahrfeier der Gründung des Magyarenstaates durch den legendären König Stephan vorbereitete. Zahlreiche Architektenteams machten sich daran, die Schätze der Vergangenheit zu renovieren und neue Gebäude zu errichten, die der Stadt eine moderne Infrastruktur bescherten.

Ende des 19. Jahrhunderts weihte Budapest feierlich das erste U-Bahn-System Europas ein und auch sein neues Parlamentsgebäude. Mit einer Grundfläche von 268 mal 118 Metern, einer 96 Meter hohen Kuppel, 691 Räumen und Gängen mit einer Gesamtlänge von 20 Kilometern ist dieses Gebäude das größte seiner Art in ganz Europa. Während das Stadtbild von Pest mit breiten Boulevards, gesäumt von stattlichen Häusern (nach Entwürfen von Odon Lechner, einem Anhänger des Wiener Jugendstils), neu organisiert wurde, erhielten die Monumente von Buda, darunter die Festung, das Schloss und die Matthiaskirche, eine Generalrenovierung. Am Ufer der Donau errichtete man die Fischerbastei mit ihren sieben Türmen (einer für jeden der alten Magyarenstämme) in einer Mischung aus neogotischen und neoromanischen Stilelementen. Diese Welle der Schaffenskraft ließ auch neue Theater und Hotels entstehen, wie zum Beispiel das Luxushotel Géllert, aber auch zahllose Bäder wie das Király, sodass Budapest schon bald den Beinamen ,,Perle der Donau“ erhielt.

Leider wurde diese Perle – oder vielmehr die beiden Städte, aus denen sie besteht – im Lauf ihrer Geschichte häufig beschädigt. Eine der schwersten Zeiten war wohl die hundertfünfzigjährige Herrschaft der Türken, die 1686 von den Habsburgern vertrieben wurden, das Bombardement im Zweiten Weltkrieg und die missglückte Revolte gegen die Sowjetunion im Jahr 1956. Zum Glück fand die Stadt immer wieder zu ihrem Optimismus und ihrer Fantasie zurück, die ihr halfen, von neuem zu beginnen. Auch die zeitgenössische Architektur ist in Budapest vertreten. Beispiele dafür sind die exzentrischen Bauwerke des Ungarn Imre Makovecz, einem der wichtigen Vertreter der organischen Architektur. Hierzu zählen die Villa Richter (1983) und die Villa Gubsci (1986), sowie die Grabkapelle auf dem Friedhof Pasaréter, deren Holzkonstruktion an einen Brustkorb erinnert. Mitte der Neunzigerjahre schloss der Holländer Eric Van Egeraat die Umbauarbeiten an einem Haus aus dem 19. Jh. in der Andrássy Utca ab, einer der Hauptstraßen von Pest. Das Gebäude, Sitz der ING-Bank, wird nun von einer erstaunlichen Glaskonstruktion gekrönt, die aussieht wie eine Blase. Im Jahr 2000 wurde außerdem mit einem ehrgeizigen Projekt zur Renovierung der alten Ganz Stahlfabrik sowie der
gesamten alten Industrieanlagen am Donau-Ufer begonnen, die möglichst schnell in ein Unterhaltungs- und Kulturviertel umgewandelt werden sollen.