Kanada 2001

Unser Trip nach Toronto, Ontario, Kanada

Um herauszufinden, wie das Wetter wohl werden wird, müssen die Bewohner von Toronto nur zum Canada Life Insurance Building an der Ecke University Avenue und Queen Street West hinauf blicken. Oben auf dem Dach steht nämlich ein Würfel, der in verschiedenen Farben leuchtet: Grün steht für einen sonnigen Tag, bei Rot braucht man einen Regenschirm und Weiß (was im Winter häufig vorkommt) zeigt Schnee an. Dieser Würfel ist nicht nur nützlich, sondern bringt auch etwas Farbe in den streng wirkenden Finanzdistrikt der Stadt, dessen Hochhäuser daran erinnern, dass in Toronto hauptsächlich gearbeitet wird – und zwar egal, ob es regnet, stürmt oder schneit.

Toronto, das sich stets an das typisch angelsächsisch-puritanische Motto „Early to bed, early to rise“ (früh zu Bett gehen und
früh aufstehen) zu halten scheint, ist der Motor der kanadischen Wirtschaft. Mittlerweile misst es sich darin schon nicht mehr
mit seinem „Vetter“ Montreal, sondern mit New York. Torontos Kritiker bemängeln jedoch, die Stadt sei zu ernst und bezeichnen es als ,,von Schweizern geführtes New York“. Trotzdem grenzt es fast an ein Wunder, dass eine Metropole mit etwa 4,5 Millionen Einwohnern sauber und ordentlich ist, eine extrem niedrige Verbrechensrate besitzt und auch noch achtzehn Prozent der Stadtfläche Parks sind. Hier ist die ganze Welt vertreten: In Toronto leben 535 000 Schotten, 480 000 Iren, 415 000 Italiener, 435 000 Chinesen, 225 000 Deutsche, 160 000 Polen und 130 000 Griechen. Von den etwa einhundert Sprachen, die es in Kanada gibt, werden achtzig in Toronto gesprochen, was nicht zuletzt dem städtischen Heritage Language Program zu verdanken ist, mit dem die Einwanderer dazu ermutigt werden sollen, ihre eigene Kultur und Herkunft zu pflegen.

Als die Huronen eine Siedlung auf den sumpfigen Ebenen zwischen dem Ontariosee und der Georgian Bay gründeten, schienen sie die zukünftige Entwicklung der Stadt bereits vorhergesehen zu haben. Toronto bedeutet in ihrer Sprache nämlich „Versammlungsort“. Der erste Europäer, der dort hingelangte, war 1615 der französische Entdecker Étienne Brûlé. In den folgenden 150 Jahren kamen nur Pelzhändler. Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts errichteten die Franzosen dort Fort Rouillé, die Ontario jedoch nicht gegen die Briten verteidigen konnte. Diese übernahmen Toronto 1793 und machten eine Stadt daraus. Heute werden im Stadtzentrum die Erker und Türmchen der roten Ziegelsteinhäuser vom 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts – wie zum Beispiel Old City Hall, Union Railway Station und St. Andrew’s Presbyterian Church – vom futuristischen CN-Tower überragt (der mit 553 Metern höchste Fernsehturm des Kontinents) und spiegeln sich in den glänzenden Flächen imposanter Wolkenkratzer. Die Gebäude von Banken und Multikonzernen konzentrieren sich zwischen Queen Street und Yonge Street. Letztere ist laut Guinnnes-Buch der Rekorde die längste Straße der Welt und erstreckt sich 1896 Kilometer lang bis hin zum Rainy River an der James Bay. Auch der PATH, die unterirdische Stadt, ist sehr interessant. Dieses Netz aus fast elf Kilometer langen unterirdischen Gehwegen verbindet fünfzig Bürogebäude sowie 1 200 Läden und Restaurants miteinander und wird vor allem im Winter sehr geschätzt. Einer der oberirdischen Verkehrsknoten dieser ,Parallelwelt“ ist BCE Place, ein hell erleuchteter Platz mit Überdachungen aus Glas und Metall, den Santiago Calatrava entwarf. In Toronto gibt es außerdem einige Museen mit international bekannten Kunstsammlungen
sowie den Sky Dome. Dieses Stadion fasst sechzigtausend Zuschauer. Seit seiner Eröffnung im Jahr 1989 fanden dort
über zweitausend Veranstaltungen statt, u. a. Baseballspiele der Blue Jay’s und Fußballspiele der Argonauts. Diese beiden
Mannschaften sind neben dem Eishockeyteam Maple Leafs die Lokalmatadoren von Toronto.

Wir danken: BA (Flug 670,– DM), Alamo für das Cabrio-Vergnügen zu 15 $je Tag, McDonald, Wendy & C.. für die nahrhafte Verpflegung, dem Heathrow-Express für eine kostenlose Beförderung von Terminal 1 zu Terminal 4 (statt 13 Pfund für eine Fahrt vor 15:00 Uhr, leider in der falschen Richtung), der kanadischen Öl-Industrie für „Kanzler-BENZINPREISE“, dem lieben Gott, daß er den Erie-See 60 m höher als den Ontario-See geschaffen hat (Niagara-Fälle)